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Doch sind wir Christen aufgrund der Bedrohung durch die weltweite Corona-Pandemie herausgefordert, den Glauben ohne Ansteckungsgefahr zu leben. Die Auswirkungen der Krise verschonen nahezu keinen Bereich des gesellschaftlichen Lebens. Verantwortungsvolle Politiker treffen in diesen Tagen weitreichende Entscheidungen, welche die Ausübung hochgeschätzter Grundrechte menschlichen Zusammenlebens einschränken wie Reisefreiheit, Versammlungsfreiheit, Berufsfeiheit, Handlungsfreiheit und nicht zuletzt Religionsfreiheit. Bis mindestens Sonntag, 19. April 2020 bleiben Kindergärten und Schulen, Restaurants und viele Geschäfte geschlossen. In Bayern gelten klare Ausgangsbeschränkungen. In Einklang mit den behördlichen Vorgaben finden deshalb keine öffentlichen Gemeindegottesdienste und kirchliche Versammlungen jeglicher Art statt. Taufen, Hochzeiten, Erstkommunionfeiern sind auf unbestimmte Zeit verschoben. Bei aktuellen Änderungen des kirchlichen Lebens informieren wir Sie zeitnah über den Aushang in unseren Schaukästen und Kirchen, sowie im Internet unter pg-tueckelhausen.de.

Besonders schmerzhaft ist, dass die persönliche Begleitung in der Seelsorge zur Zeit erheblich eingeschränkt ist. So dürfen Beerdigungen nur im engsten Familienkreis durchgeführt werden. Auch das höchste Fest der Christenheit: die Heilige Woche mit den Kartagen und dem Hochfest der Auferstehung des Herrn ist von den Einschränkungen in bislang nicht gekannter Weise betroffen. Und dennoch: Ostern fällt auch in diesem Jahr nicht aus.

Erstens feiere ich als Priester während der Corona-Krise täglich – leider ohne Beteiligung der Gemeinde und nichtöffentlich - die Hl. Messe. Hierbei trage ich stellvertretend die Anliegen der Menschen in unserer Pfarreiengemeinschaft am Altar vor Gott und verspreche Ihnen, Sie auch bei der Feier des österlichen Triduums in geistiger Weise mitzunehmen. Im Dritten Eucharistischen Hochgebet heißt es: „Erhöre, gütiger Vater, die Gebete der hier versammelten Gemeinde und führe zu dir auch alle deine Söhne und Töchter, die noch fern sind von dir.“ Bei jeder Meßfeier sehne ich mich danach, baldmöglichst wieder mit Ihnen allen in hoffentlich großer Gemeinschaft Gottesdienst zu feiern. Selbstverständlich bleiben alle Kirchen in unserer Pfarreiengemeinschaft tagsüber geöffnet zum persönlichen beten Einzelner.

Zweitens hat sich die Feier des Osterfestes zu keiner Zeit beschränkt auf die gemeinsamen Liturgien in der Kirche, auch wenn diese freilich den Höhepunkt darstellen in der Feier des Kirchenjahres. Die jahrhunderte alte Tradition der Kirche und frische Ideen von engagierten Christen unserer Zeit vereinen miteinander außergewöhnliche Angebote mit großem Potential, damit gerade in der aktuellen Situation Getaufte ihren katholischen Glauben als Heimat und Hilfe erleben. Dieser Osterpfarrbrief - als kleines Serviceangebot der Kirche vor Ort - möchte einen Beitrag dazu leisten, dass die Menschen in unseren Pfarrgemeinden im Schatten der Coronakrise aus dem Glauben leben im Licht von Ostern. Sie dürfen sich darauf verlassen: Wer glaubt, ist nie allein! Die Katholische Kirche weltweit, in unserer Diözese Würzburg und auch in den Gemeinden unserer Pfarreiengemeinschaft Tückelhausen sucht in außergewöhnlicher Zeit außergewöhnliche Wege, um für Sie da zu sein: Kirche für die Menschen.

Drittens fällt Ostern nicht aus, es findet vielmehr anders statt. Die existenziellen Erfahrungen in der Passion und Verherrlichung Jesu gewinnen in unseren Tagen eine ergreifende Aktualität und Konkretisierung: das Bangen und Hoffen der Freunde Jesu, die Stunden des Abschiednehmens, (letztes) Abendmahl in kleiner Runde mit den Lieben, die Fußwaschung, durchkreuzte Lebenspläne und abgebrochene Zukunftsperspektiven, Tränen der Angst am Gründonnerstag, Veronikas Tuch in Jesu Gesicht, weinende Frauen und ein Fremder, der hilft in der Not, der von Krankheit gezeichnete Gottesknecht, Jesu Verlassenheitsschrei am Kreuz, sein Erstickungstod, einsames Sterben am Karfreitag, die hastige Beisetzung, die Beklommenheit und unerträgliche Stille des Karsamstages. Die dramatische Kluft zwischen der entsetzlichen Tragödie am Karfreitag und dem Wunder des Ostermorgens. Biblische Bilder und Erfahrungen treffen auf Bilder und Erfahrungen aus Krankenhäusern, Pflegeheimen und Wohnungen. In einer Zeit harter Prüfung und Verunsicherung, in der noch nicht absehbar ist, wie viel Opfer das Virus weltweit fordert und wann wir in Deutschland schrittweise wieder zu einer gewohnten Normalität des gesellschaftlichen Lebens kommen werden, gilt es mehr denn je die persönlichen Lebenserfahrungen im Licht des Glaubens zu deuten und aus der österlichen Perspektive Trost und Kraft, Geduld und Mut, Orientierung und Zuversicht zu schöpfen.

Jesus Christus hat vor 2000 Jahren den Menschen Neues und Bleibendes gebracht: Das Prinzip Hoffnung, eine befreiende und frohmachende Botschaft. Die Gewißheit, dass Gottes Liebesmacht  stärker ist als Angst und Verzweiflung, Krankheit und Kummer, Not und Tod. An Ostern 2020 mit seinen schmerzhaften und jubelnden Facetten rufe ich Ihnen mit den Worten Jesu unseres Erlösers, zu: Fürchtet euch nicht! Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt!

In christlicher Sorge und  Gottvertrauen, im Hoffen und Beten bleibe ich mit Ihnen in Gemeinschaft!

Ihr Pfarrer Klaus Weber

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