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Als unser Bischof Dr. Franz Jung vor nunmehr fast vier Jahren seinen bischöflichen Wahlspruch vorgestellt hatte, war noch nicht absehbar in welchen Krisen dieses Zitat aus dem Hebreäerbrief eine alltägliche Relevanz für uns alle gewinnen sollte: „Die Hoffnung als Anker der Seele“. Wie sehr wir Menschen weltweit seit nunmehr zwei Jahren beten und hoffen auf ein Ende der Coronapandemie. Wie sehr wir Menschen in Europa seit Wochen beten und hoffen auf ein Ende des schrecklichen Krieges in der Ukraine. Wie sehr wir Menschen in der Kirche beten und hoffen, dass die Kirche weniger Anlass zum Schämen und mehr zur Glaubensfreude gibt. Da tut es unserer Seele gut, fest verankert zu sein in der christlichen Hoffnung, deren Grundlegung Paulus im Brief an die Gemeinde in Rom in die treffenden Worte kleidet: „Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, die nach seinem ewigen Plan berufen sind, alles zum Guten führt.“


In dieser Zuversicht wagen wir uns auch mit den 46 Pfarrgemeinden unseres von Bischof Franz umschriebenen Pastoralen Raumes Ochsenfurt auf noch unbekannte Wege der Hoffnung. Die Idee des Pastoralen Raumes ist die Chance, Kirche anders zu denken. Er ist nicht die Summe aus Pfarreien oder Pfarreiengemeinschaften, sondern das Netzwerk Pastoraler Raum bedeutet, dort anzuknüpfen, wo Menschen aufeinander zugehen. Aufgabe von Kirche ist es, präsent zu sein, wo Menschen leben und für sie da zu sein – für ihre Sorgen und Sehnsüchte, für ihre Trauer wie für ihre Freude, für ihre Ängste und für ihre Hoffnung. Diesen Weg gestalten Ehrenamtliche mit den Pfarrern und pastoralen Mitarbeiterinnen gemeinsam. Herr Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran wird am Samstag, 7. Mai 2022 in einem Festgottesdienst den Pastoralen Raum Ochsenfurt im Auftrag unseres Bischofs offiziell errichten. Bereits am 20. März fand erstmals die Wahl eines gemeinsamen Pfarrgemeinderates auf Ebene der Pfarreiengemeinschaft statt. Zwei gewählte Vertreter aus jeder der fünf Gemeinden unserer Pfarreiengemeinschaft Tückelhausen bilden den Pfarrgemeinderat. Dieser verantwortet Bereiche, die bereits in Kooperation auf Ebene der Pfarreiengemeinschaft realisiert werden und setzt die Ziele um, die im Rat im Pastoralen Raum beschlossen werden.
Der Rat im Pastoralen Raum wiederum setzt sich aus je einem Delegierten der gemeinsamen Pfarrgemeinderäte zusammen und hat die (pastorale) Entwicklung des Pastoralen Raumes im Blick. Gemeindeteams vor Ort werden berufen oder gewählt, sind direkte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in den einzelnen Gemeinden und übernehmen am eigenen Kirchturm Verantwortung.
Die Kirchenverwaltungen bleiben an den einzelnen Orten erhalten, um die Eigenständigkeit der Kirchenstiftungen im Pastoralen Raum sicherzustellen.
Die Großwetterlage für die krisengeschüttelte Kirche ist seit Jahren stürmisch. Und die folgenreichen Schäden sind unübersehbar. In sterbenden Gemeinden ist die Versuchung groß, wehmütig in den Erinnerungen einer vermeintlich glorreichen Vergangenheit zu schwelgen. Alle noch verbleibende Kraft und Zeit wird mit dem Lecken der Wunden verbracht, bis der Letzte frustriert in der Dorfkirche das Licht ausmacht. Doch noch ist Zeit und Potential, die Zukunft der Kirche aktiv mitzugestalten. Wir wollen die Probleme nicht aussitzen, sondern anpacken. Durch den Aufbau des Pastoralen Raumes soll somit nicht nur auf den Personal- und Finanzmangel reagiert werden, er hat vielmehr den Anspruch auch eine Antwort auf den Bedeutungsverlust von Kirche in der Gesellschaft zu sein: Wir sind keine Volkskirche mehr und erfinden uns neu. Denn die gesellschaftlichen Veränderungen und die Lebenswirklichkeiten der Menschen erfordern entsprechend veränderte Glaubensangebote. Wer aufbricht zu neuen Ufern, um miteinander Neues zu entdecken, muss manch Vertrautes bewusst auf der Strecke hinter sich liegen lassen. Altes wird vergehen, neues entstehen. Den Schmerz der Trauer überwinden wir einerseits durch das Vertrauen, dass Gott uns den Weg in eine attraktivere Zukunft führen wird und andererseits dadurch, dass das neue Ufer schon in Sichtweite ist und die neue Gestalt von Kirche im Pastoralen Raum mit der Zeit hoffentlich immer mehr Konturen gewinnt.
Am ersten Fastensonntag sprach Bischof Franz in seinem Hirtenwort über den österlichen Glauben an „Gott, der nicht die Wiederbelebung des Vergangenen will, sondern ganz auf die Kraft der Auferstehung setzt. Setzen auch wir als Bistum Würzburg in dieser Zeit der Krise nicht auf die Wiederbelebung des Vergangenen, sondern ganz auf eine Erneuerung aus dem Glauben an die Auferstehung!“ In unseren Gemeinden, Pfarreiengemeinschaften und im Pastoralen Raum Ochsenfurt sollten wir uns von dieser Vision inspirieren lassen, diese in der Tiefe durch- und weiterdenken, sowie konsequent und hoffnungsvoll umsetzen. In der Apostelgeschichte lesen wir wie nach Ostern die junge Kirche auflebt und wächst. Mir macht das Hoffnung!

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